M-Tagebuch
Abschied
Meine Babys sind ausgezogen! Zuerst konnte ich es gar nicht glauben, dass da plötzlich nach so langer Zeit wieder Besuch angesagt war! Meine Freude war groß, so liebe Leute! Als die dann aber mit einem meiner Buben loszogen, war ich schon sehr verwirrt. Was soll das jetzt? Beim nächsten Besuch versuchte ich das zu verhindern, indem ich mich immer zwischen die Leute und mein Kind drängte, aber es nützte nichts, wieder fuhren sie mit einem Baby weg. Frauchen hat mir dann gut zugeredet und mir erklärt, dass meine Kinder jetzt alle zu netten Leuten in ein schönes Zuhause kommen, wo man viel Zeit und Liebe für sie hat und es allen super gut gehen wird. Und sie hat mir versprochen, dass ich meine Kleinen hin und wieder mal sehen darf.
Na ja, irgendwie hat sie ja recht, bald wären die Racker mir ja doch über den Kopf gewachsen, aber andererseits hatte ich sie soooo lieb und hätte sie so gerne alle behalten! Vielleicht darf ich wieder einmal Mama werden?
Woche 8
Irgendetwas läßt mich vermuten, dass meine Welpenschar bald das Weite suchen wird. Sie sind schon so selbstständig, sausen auf ihren 4 Beinchen so flott durch die Gegend, dass einem ganz schwindlig werden kann. Na ja, hin und wieder übertreibt es einer, dann macht er halt einen Purzelbaum, aber das stört keineswegs, immer lustig drauf los, weiter geht`s!
Aber etwas muss ich ihnen noch schnell beibringen, bevor sie uns verlassen. Immerhin ist das Buddeln, Mäuse suchen, Garten umbauen meine Spezialität. Und da meine Kinder so viel von mir geerbt haben, sollen die zukünftigen Welpeneltern auch auf diese Fähigkeit nicht verzichten müssen. Es ist doch toll, wenn man so einen tollen Helfer bei der Gartenarbeit hat! Also habe ich es ihnen mal vorgezeigt, aber so richtig! Wir haben gemeinsam den großen Hügel im Welpengarten bearbeitet, die Kleinen hatten so viel Spaß! Sie haben sofort verstanden, was zu tun ist! Frauchen war nicht sehr begeistert, sie hat meine Babys fast nicht wiedererkannt, hatten sie doch eine grau-schwarze Tarnfärbung angenommen. Aber Gott sei Dank ist sie der Ansicht, schmutzig, aber Hauptsache glücklich. Und glücklich waren wir, das erzählten unsere strahlenden Hundeaugen. So mancher wäre jetzt in Panik verfallen und hätte alle meine Kinder in die Badewanne gesteckt. Frauchen hat da schon Erfahrung - kennt sie ja von uns Großen - ein wenig Geduld, ausbürsten, und schon sieht der Golden Retriever wieder so aus wie er soll...
Jetzt muss ich nachdenken, was ich meinen Kleinen noch schnell beibringen soll, denn der Abschied naht...
Woche 7
Diese Woche war wieder das übliche Fotoshooting angesagt. Diesmal musste Herrchen als Fotograf herhalten, da wir ja keine Besuche empfangen können. Ich hatte schon größte Bedenken, denn Geduld ist nicht seine Stärke. Ich habe vorher ein ernstes Gespräch mit meinen Kleinen geführt und siehe da - alles klappte schnell und wunderbar! Keiner hat gezickt, alle haben brav ihre Position eingenommen und so waren wir ruck zuck fertig und alle waren zufrieden. Danach durften sie sich wieder voll austoben, jetzt geht es schon ganz schön rund. Nichts ist mehr sicher vor meinen kleinen Plagegeistern! Zur Unterstützung habe ich mir jetzt meine Nichte Madita geholt, die hat so eine Freude, wenn sie mit den Kleinen spielen darf. Dabei ist sie auch ganz vorsichtig, damit nur ja nichts passiert.
Anscheinend kommen alle meine Kinder sehr nach mir, sind total verschmust, lieben es, verhätschelt zu werden. Beim Spielen und Apportieren haben sie volle Power und wenn ihr mich fragt, könnten sie schon an einem Working Test für Welpen teilnehmen. Ich bin selbst schon wieder so voll Arbeitsdrang, nerve Frauchen täglich, aber ich sehe natürlich ein, dass zur Zeit andere Dinge Vorrang haben. Sie hat mir aber versprochen, dass wir bald wieder was unternehmen und dann kann ich wieder zeigen, was in mir steckt.
Woche 6
Wir sind alle noch sehr traurig, aber das Leben geht weiter! Wenn ich mir meine Kinderschar ansehe, wie die vor Lebensfreude sprühen! Das schöne Frühlingswetter lockt uns jetzt immer mehr nach draußen und da geht die Post ab. Diese Woche habe ich meinen Kleinen wieder etwas Neues gelernt. Vor dem Hügel im Welpengarten hatten sie noch ein wenig Respekt, die ersten Versuche, ihn zu erklimmen, waren nicht sehr erfolgreich. Aber: Aufgeben gibt`s nicht! Ich habe ihnen vorgemacht, wie das geht, habe sie lautstark von oben aufgefordert, mir zu folgen. Hat nichts gedauert und alle hatten es geschafft. Ratlos blickten sie mich an, was jetzt? Na, was wohl? Bei uns in Kärnten nennt man das "Butterwalgen". Hinhauen und runterrollen! Als sie das dann gecheckt hatten, waren sie nicht mehr zu halten! So eine Gaudi!
Und Löcher buddeln können sie schon perfekt! Brave Kinder! Frauchen "freut" sich dann immer, wenn sie plötzlich grauschwarze Wollknäuel rumlaufen sieht, aber Hauptsache, es macht Spaß und alle sind glücklich.
Woche 5
Jetzt macht es richtig Spaß! Ich mache kleine Erkundungstouren mit meinen Kindern, zeige ihnen meine Lieblingsplätze, lehre sie, wie man richtig große Löcher buddelt - immerhin sollen sie später ja beweisen, dass sie etwas von Gartengestaltung verstehen. Die temperamentvolle Rasselbande ist kaum in Zaum zu halten, immer düsen sie mir in alle Richtungen davon und von Gehorsam haben sie anscheinend noch keine Ahnung. Komischerweise hören sie sofort, wenn Frauchen pfeift, da gibt es kein Halten mehr und vor lauter Eifer, rechtzeitig zum Futternapf zu kommen, gerät so mancher ins Stolpern. Übrigens: die Tischmanieren haben sich sehr gebessert, es wird kaum mehr im Essen herumgematscht. Und auch die Toilettengänge sind vorbildlich, sie wissen genau, wo was hingehört...
Die Körperpflege und Streicheleinheiten von Frauchen lieben meine Babys, da stellen sie sich in Schlange an. Da wird Bäuchlein gekrault, gekämmt, gebürstet, die Ohren kontrolliert und natürlich stelle auch ich mich an um auch etwas davon abzubekommen. Komisch ist diesmal nur, dass uns anscheinend niemand besuchen will. So stolz wie ich auf meine Kinder bin, möchte ich sie am liebsten der ganzen Welt zeigen. Und ich kann mich erinnern, bei meiner Schwester kamen jede Menge Menschen zu Besuch, alle haben gequietscht und waren entzückt. Will meine Babys niemand? Ganz nervös nervte ich Frauchen so lange, bis sie endlich meine Sorge verstand und mir erklärte, dass diesmal leider Besuche nicht möglich sind. So ein komischer Herr Corona hat alles auf den Kopf gestellt und erlaubt keine Besuche. Na ja, kann man nichts machen...
Am Ende dieser 5. Woche wurde es für uns alle sehr traurig. Meine Ur-Oma Shona ist über die Regenbogenbrücke gegangen. Ich hatte sie sehr lieb und habe viel von ihr gelernt. Sie war streng mit uns, aber immer gerecht. Wir haben uns alle ganz lieb von ihr verabschiedet und sie konnte ganz sanft gehen. Wenn ich jetzt am Abend mit meinem Rudel in den Sternenhimmel blicke, sehe ich ein neues, ganz hell blinkendes Sternlein neben den vielen anderen ...